Was macht eigentlich Alumnus… Martin Horn, 40?

Er studierte 2009 bis 2013 Internationale Soziale Arbeit an der EH Ludwigsburg und ist heute Oberbürgermeister der Stadt Freiburg: „Das war überhaupt nicht geplant!“

Martin Horn, OB in Freiburg

„Als Kind wollte ich Brummifahrer werden und bei der Arbeit immer „Die drei Fragezeichen“ - Kassetten hören.“

Herr Horn, Sie sind im Dreiländereck aufgewachsen, 500 Meter von der französischen Grenze entfernt. Und waren nach dem Abitur ständig in der Welt unterwegs. Neuseeland, Jordanien, Israel, Botswana, Südafrika, überall mit Aufgaben in Projekten, schließlich als Trainee im Europarat in Straßburg. Und nun sind Sie im Badischen sesshaft geworden, weil es in Süddeutschland einfach am schönsten ist?

Das war nie geplant. Ich wollte immer raus, deshalb auch das Studium der Internationalen Sozialen Arbeit. Aber dann kam es anders. Ich habe einen Master in Bremen draufgesattelt mit der Thesis über russische Außenpolitik und den Georgienkrieg 2008.  2014 kam ich in den Stuttgarter Raum zurück, weil meine Frau hier Architektur und Stadtplanung studiert hatte, und landete im Sindelfinger Rathaus, bis ich mich für eine Kandidatur in Freiburg entschieden habe.

Ihr Vater war Pfarrer, Ihre Mutter Seelsorgerin. Sie sind seit 2018 Oberbürgermeister. Wollten Sie das immer werden?
Ich habe als Kind begeistert und ausdauernd „Die drei Fragezeichen“ auf Kassette gehört und deshalb wollte ich Brummifahrer werden. Ich dachte, dann kann ich während der Arbeit immer Kassette hören. Später, als ich in der Welt unterwegs war und krasse Armut erlebte, überlegte ich, ob ich Theologie studieren und in die Entwicklungshilfe gehen sollte. Ich arbeitete als Jugendreferent  in der Ev. Kirche in der Pfalz. Mit einem ziemlich schlechten Abi und ohne Ausbildung. Deshalb wollte ich noch studieren: sozial, solidarisch, international, in die Richtung sollte es gehen. Ich war idealistisch, wollte verändern und bewegen. Und das Studium der Sozialen Arbeit hat auch eine politische Dimension.

Bringt Ihnen das Studium der ISA als OB überhaupt was?
Wahnsinnig viel. Ich habe viereinhalbtausend Mitarbeiter in der Verwaltung, verantworte 1,2 Mrd Euro im Haushalt jedes Jahr, bin Vorsitzender des Gemeinderats, Chef der Ortspolizei und Feuerwehr - ich kann gestalten. Was ich im Studium gelernt habe, ist dabei ebenso wichtig, wie mein innerer Wertekompass, basierend auf meinem christlichen Glauben.

Haben Sie die Jahre bis zum Bachelor in guter Erinnerung?
Ich hab´ im International Office gearbeitet und bin mit den ehemaligen Kollegen bis heute befreundet. Das Miteinander in unserer Bubble hat mich geprägt, in wohnte in einer WG direkt neben der Hochschule, die Karlshöhe ist für mich wie Bullerbü, da ist die Welt noch in Ordnung.

Was raten Sie Studierenden, die in die Politik gehen wollen?
Wir brauchen in der Politik mehr Menschlichkeit, vor allem mehr Persönlichkeit. Wir leben in einer repräsentativen Demokratie und benötigen junge Menschen, die sich in Jugendorganisationen engagieren. Meine Botschaft ist: Wir haben tausend Misstände und es ist einfach, sich darüber aufzuregen. Besser ist: weniger meckern, mehr machen. Ich wünsche den Studierenden mehr Selbstbewusstsein, die Soziale Arbeit ist zu introvertiert, müsste politisch ambitionierter und engagierter sein.

Podcast mit Martin Horn, OB in Freiburg