Um sowohl die Multiplikatorinnen in ihrem Selbstwirksamkeitsempfinden und ihrer Autonomie als auch ihre Peers in deren aktuellen Lebenssituation sowie ihrer Handlungsfähigkeit zu stärken und zu unterstützen, wurden Konzepte der Ressourcenorientierung, des Empowerments, der Lebensweltorientierung und Partizipation mit in das Projekt eingebunden.
Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitforschung durch das IAF wurden verschiedene empirische Forschungsmethoden eingesetzt. Die Durchführung und Auswertung von qualitativen Leidfadeninterviews mit ehemals selbst von Menschenhandel betroffenen Frauen, die sich zu Multiplikatorinnen ausbilden lassen wollten, einem schriftlichen Fragebogen sowie einem Gruppen-Reflexionsgespräch führten zu einer Vielzahl an Ergebnissen und interessanten Erkenntnissen.
So ergab sich zum einen ein Wissensgewinn über die Herkunftsländer, Wege in den Menschenhandel, das Erleben von Ausbeutung und Zwangsprostitution, die Organisation von Menschenhandel, Probleme und Herausforderungen nach dem Ausstieg, Erfahrung von Hilfe, die jetzige Lebenssituation sowie die Auswirkungen des Erlebten auf die Bereitschaft zu Vertrauen und die Religiosität der Frauen. Darüber hinaus konnten aus den Interviews vier verschiedene Ebenen des MPS konstruiert werden, welche die Ausgangslage für die Auswahl der Inhalte sowie der Struktur der Schulungen darstellten. Eine große Bedeutung für die Schulungen sowie die Multiplikatorinnen-Tätigkeit hat darüber hinaus die Beziehungs- und Kommunikationsebene. Diese beinhaltet eine Begegnung auf Augenhöhe, die richtige Balance von Nähe und Distanz, ein von Respekt, Wertschätzung und Geduld geprägtes Miteinander sowie ein intensives gegenseitiges Kennenlernen und Herausstellen von Gemeinsamkeiten.
Aus der Evaluation der Schulung sowie aus dem Reflexionsgespräch konnten im Erfahrungsaustausch der Multiplikatorinnen offene Bedarfe, Barrieren und Erfolge, Verbesserungsvorschläge, die Relevanz und Auswirkungen des Projekts herausgearbeitet werden. Darüber hinaus fand eine gegenseitige Beratung und Vernetzung statt.
Das MPS-Projekt startete im März 2018 und wurde im Juli 2019 beendet. Eine Weiterführung der wissenschaftlichen Begleitforschung findet im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem FIZ und IAF statt.